Leseproben

Amerika im eigenen Wohnmobil muss kein Traum bleiben

Hier sind einige Leseproben aus dem Reisebuch und Fernwehschmöker:

»On the Road - Ein Jahr mit Wohnmobil und Hund durch Nordamerika«  

On the Road - Ein Jahr mit Wohnmobil und Hund durch Nordamerika , Fernwehschmöker, Reisebuch

Vorwort:

Lieber Leser, das vorliegende Buch ist kein Reiseführer, sondern ein Reisebericht über eine 1-jährige Reise mit dem eigenen Wohnmobil durch Nordamerika. Als Leser wünschen Sie sich vermutlich möglichst viele Bilder zur Einstimmung auf zukünftige eigene Reisen, - die ein Buch aber leider unnötig verteuern. Unter http://www.wohnmobil-weltreise.de  finden Sie Sie weitere Fotos chronologisch zum Reiseverlauf zusammengestellt. Reise- und planungsrelevante Informationen, besonders die Infos über das Reisen mit Hund, habe ich größtenteils ans Ende des Buchs verbannt, um Leser, die sich nur gerne mal einen Fernwehschmöker reinziehen, nicht zu langweilen. Wer selbst eine Langzeitreise plant oder sogar seinen Vierbeiner mit nach Nordamerika nehmen möchte, findet alle notwendigen Infos übersichtlich geordnet im Teil »Reiseplanung«.  Vielleicht wird sich der eine oder andere Leser wundern, dass in diesem Buch sehr oft auf freie oder wilde Camping- und Übernachtungsplätze hingewiesen wird. Das hat einen leicht nachvollziehbaren Grund. Wollte man täglich RV-Parks, State Parks usw. zum Übernachten aufsuchen, würde sich das im Monat locker auf 500 bis 1000 $ summieren. Das ist ein Betrag, über den man sich während eines normalen Vier-Wochen-Urlaubs keine Gedanken macht, bei einer Reise von 12 Monaten oder länger, summiert sich der Posten »Campinggebühren« jedoch gewaltig. Viele Langzeitreisende leben jedoch buchstäblich vom »Eingemachten« und die Campingkosten sind im Grunde der einzige Posten, an dem man beim Reisen sparen kann. Aber auch die meisten Rentner und Pensionäre, die im Wohnmobil unterwegs sind, sind nicht gewillt, unnötig Geld fürs Campen auszugeben. Wer im autark ausgestatteten Mobil unterwegs ist und ein wenig die Augen offenhält, findet immer wieder schöne Plätze um kostenfrei oder preiswert zu campen oder zu übernachten. Interessierte Leser, die eine ähnliche Reise planen, aber noch nie in Nordamerika waren, werden in diesem Reisebericht vermutlich die großen Highlights wie den Grand und Brice Canyon, den Yosemite Nationalpark usw. vermissen. Über diese ohne Zweifel großartigen, leider auch hoffnungslos überlaufenen Parks, gibt es ausreichend Informationen und Fotomaterial, um sie selbst in eine ähnliche längere Reise einzubauen. Wer vorher noch nie in den USA war, für den sind diese großen Parks natürlich ein Muss. Wir selbst haben Nordamerika bzw. die USA, vor dieser aktuell beschriebenen Jahresreise zweimal für je vier Wochen per Miet-Pkw/Motel und danach im Zuge unserer dreijährigen großen Reise mit dem eigenen Wohnmobil für knapp 1 ½ Jahre am Stück bereist. Siehe dazu: »Tausend Tage Wohnmobil - in drei Jahren durch Amerika, Australien und Neuseeland« (3. Auflage, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-403-0).  Wir haben auf dieser Reise die einsamen Highways abseits der ausgetretenen Pfade schätzen und lieben gelernt und es ist die Weite und Vielfältigkeit der Landschaft, die uns immer wieder nach Nordamerika zieht. Wir lieben das Land und seine freundlichen, hilfsbereiten Menschen. US-amerikanische Politik? Reden wir lieber nicht drüber, und im Gespräch mit dem amerikanischen Campingnachbarn ist es ebenfalls empfehlenswert, das Thema auszuklammern. Wer wie wir ein Land so ausgiebig bereist hat, der hat auch die berühmte rosarote Brille nicht mehr im Gepäck. Ist man abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs, sieht man nicht nur die touristische Schokoladenseite und es wäre heuchlerisch, die Schattenseiten in diesem Buch auszusparen oder etwa nur schwärmerische Töne anzuschlagen.  Ich habe mich bemüht, objektiv über diese Reise zu berichten - aber selbstverständlich kann ich nur über unsere eigenen Empfindungen schreiben und die Erlebnisse aus unserer persönlichen Sicht der Dinge schildern. Der Leser wird vermutlich sehr schnell merken, wo unsere persönlichen Vorlieben sind. Dass wir die Weite und Einsamkeit des hohen Nordens lieben und große Städte und Trubel nach Möglichkeit meiden. Ich gestehe, dass bei manchen Schilderungen mitunter die Pazifistin in mir die Oberhand gewinnt, oder auch die gerne mal lästernde Spötterin zum Vorschein kommt. Der Leser sei gewarnt und möge es mir nachsehen. 
Und nun lade ich Sie ein, mit uns auf die Reise zu gehen!

Leseprobe aus dem Kapitel: Auf den Spuren der Goldsucher

Straßenbau im Yukon, das bedeutet: kurze Sommer, Permafrost, abgelegene Routen mit zwar wenig Verkehr, die aber trotzdem befahrbar sein müssen - eine echte Herausforderung. Am Klondike Highway folgen langen Abschnitten mit staubigem Gravel und aufgebrochenem Teer kilometerlange, nicht minder staubige Abschnitte mit Straßenbauarbeiten. Bei diesem Straßenbau werden auf gewalzten Sand eine oder mehrere Schichten heißen Bitumens aufgebracht. Wie bei uns, wird auch im Yukon dabei eine Straßenseite gesperrt. Damit niemand aus Versehen im heißen Teer landet, wird der Verkehr von einem Pilotfahrzeug mit der Aufschrift »FOLLOW ME« geleitet.
Straßenbau am Klondike Highway, Yukon Territorium, Kanada
Die Five Finger Rapids
Die Abenteurer auf dem Weg zu den Goldfeldern des Klondike hätten Waschbrettrillen und aufgebrochenen Asphalt vermutlich liebend gerne in Kauf genommen. Aber 1896 gab es im hohen Norden so gut wie keine Straßen. Die Menschen wohnten entlang der Flüsse. Der Yukon war die Wasserstraße in den Norden. Hatten die Goldsucher den Miles Canyon bei Whitehorse unbeschadet überstanden, wartete flussabwärts eine weitere gefährliche Passage auf die zukünftigen Prospektoren: die Five-Finger-Rapids. Zerklüftete, mit Bäumchen bewachsene Felsen teilen den Yukon auf wie die Finger einer Hand. 
Unberechenbare Stromschnellen machen vier der fünf Finger unpassierbar. Sie wurden vielen zum Verhängnis. Wer dort in den »falschen Finger« hineingeriet und kenterte, verlor im günstigsten Fall seine überlebenswichtige Ausrüstung, meist jedoch im eisigen Wasser das Leben.
Wir verwöhnten Touristen, die wir im komfortablen Wohnmobil unterwegs sind, stehen oben auf der Aussichtsplattform, fotografieren was das Zeug hält, und meckern, weil die Sonne nicht scheint. Die gäbe den Fotos von den rotbraunen Felsen, dem türkisen Fluss und dem dunkelgrünen Wald den letzten Touch. Macht sich doch blauer Himmel auf Fotos wesentlich besser als trübes Grau! Dabei müsste man innehalten und sich vorstellen, welche Strapazen und Risiken die Menschen damals auf sich genommen haben. Ganz sicher war auch Abenteuerlust dabei, aber meistens waren es pure Not und Perspektivlosigkeit, die Farmer, Angestellte, Arbeiter und brave Familienväter dazu trieb, ihr Glück im hohen Norden zu versuchen. Vermutlich wussten die wenigsten, was sie auf dem Weg zu den Goldfeldern erwartete.  

Leseprobe aus dem Kapitel: Washington und Oregon  - Östlich der Cascades nach Pendleton

Swimming Hole am Kettle River
Wir haben das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden, standen drei Tage lang am Kettle River auf dem weitläufigen, kostenlosen Canyon-Flat-Forest-Campground, haben relaxed und unseren Kühlschrank leer gefuttert. In die USA darf kein Rindfleisch eingeführt werden, weil es in Kanada immer wieder Fälle von BSE gab, und in Washington haben sie Angst vor den Fruchtfliegen des kanadischen Okanagan Valleys. (Umgekehrt übrigens auch – aber die Anderen haben natürlich immer die schlimmeren Fliegen). Unser Hund konnte sich auf den ausgedehnten Waldwegen austoben, in den Fluss springen und auch wir sind für zwei oder drei Züge in den türkisgrünen, aber leider eisigen Pool getaucht, den der Fluss hier bildet. 
Nun ist es an der Zeit, dass wir uns überlegen, wie wir unsere Route nach Süden angehen. Auf jeden Fall wollen wir uns einen kleinen Grenzübergang suchen, denn nach unserer Erfahrung sitzen dort die freundlicheren Beamten – meistens jedenfalls. 
Der Grenzübergang Danville ist zwar klein, der Typ, der hier Dienst tut, aber recht arrogant. Misstrauisch mustert er uns und unsere Pässe. Vermutlich findet er es verdächtig, wenn sich Touristen nicht an die gängigen Routen halten. Er inspiziert unseren Kühlschrank – leer??? - auch verdächtig – akzeptiert, dass wir drei Tage lang am Canyon Flat Campground alles Gefährliche verputzt haben, und nun zwecks Nachschub den nächsten Wal-Mart aufsuchen müssen, öffnet Klappen und Türchen und entdeckt Eyleens Trockenfutter, das ich von einer Großpackung in eine handlichere Plastikbox abgefüllt habe. Ich bin gewappnet. 
»Das ist Royal Canin, made in USA!«, erkläre ich. 
»Haben Sie die Tüte aufgehoben?«
»Ja, die ist noch halb voll im Außenstauraum!« 
Donnerwetter, das glaubt er mir, ohne es nachzuprüfen! Schließlich nimmt er unsere Pässe und verschwindet damit im Gebäude. Vermutlich fahndet er im Computer nach uns. Scheinbar werden wir aber weder als Terroristen, Drogendealer oder illegale Einwanderer gesucht, denn nach einer Weile kommt ein jüngerer Beamter, bringt uns unsere Pässe zurück und wünscht uns eine gute Weiterreise.
Durch Kanada und Alaska stand unsere Route so ziemlich fest – aber durch die USA nach Süden gibt es so viele Möglichkeiten, dass wir ständig neu planen und heute noch nicht wissen, wie wir morgen weiterfahren werden. Unsere Grobrichtung ist der Crater Lake in Oregon. Allerdings ist das eine sehr grobe Richtung. Erst einmal folgen wir der Scenic Route entlang des Columbia Rivers mit seinen vielen Stauseen. Am letzten südwestlichen Eck der verschlafen wirkenden Spokane Indian Reservation, dort wo der Spokane River in den Columbia River, bzw. den Roosevelt Lake, den der Columbia dort bildet, einmündet, steht plötzlich wie eine Fata Morgana ein Spielkasino vor uns. 
Roosevelt Lake
Außerdem unterhält der Stamm einen riesigen, weitläufigen RV-Park mit Marina nebst gigantischen Parkplätzen für die Bootstrailer. 
Na, da schmeißen wir uns doch sofort in unsere Badeklamotten, marschieren zum Strand, und wundern uns, warum auf dem Campingplatz so viele Golfcarts rumstehen, wo doch weit und breit kein Golfplatz in der Nähe ist. Der Sinn der Sache eröffnet sich uns jetzt: Amis sind zu faul zum Laufen! (Okay, das ist jetzt nicht unbedingt neu.) Der RV-Park ist riesig, und zum Strand, zu den Booten und auch zu den Duschen usw. ist es – für amerikanische Verhältnisse - zu Fuß zu weit. Und wo auf einem riesigen Caravanpark in Europa die Fahrräder herhalten müssen, benützt man hier Golfcarts. Vor dem Zugang zum Beach ist zwar ein großes Schild angebracht, auf dem steht, dass dort unten Vehicle verboten wären – aber hinter uns kommt ein telefonierender Ami in einem benzinmotorisierten Golfwägelchen heruntergedüst. Er ruft uns zu: »Nice day for a swim!«, steigt in Badeshorts – was ausgesprochen ungewöhnlich für Amerikaner ist - von seinem Wägelchen, stakt bis zum Bauch ins Wasser, taucht einmal etwas tiefer ein – und düst wieder ab.
Na gut, dass die meisten Amis nicht schwimmen können und manchmal ein wenig spinnen, wissen wir schon länger. Wir wundern uns sogar, dass er mit Badeshorts und nicht mit Bluejeans oder ähnlichen Gewändern ins Wasser stieg. Wir genießen das Schwimmen jedenfalls wesentlich ausgiebiger – das Wasser ist einfach herrlich und erstaunlich warm, schließlich sind wir ja noch recht weit nördlich.

Leseprobe aus dem Kapitel: Durch die Cascades

High Desert, trockene Halbwüste, Stille - faszinierend fürs Auge, faszinierend für alle Sinne. Highways durch Einsamkeit und schroffe Wildnis mit dem Prädikat: Der Weg ist das Ziel! Hier sollte man sich Zeit nehmen, irgendwo im National Forest campen, das John Day Fossil Monument genauer erkunden. Aber wir haben ein Ziel, und das wollen wir erreichen, bevor uns der Schnee einen Strich durch die Rechnung macht. Der Crater Lake, hoch im Kaskadengebirge gelegen, steht schon seit unseren ersten PKW-Reisen durch die USA auf unserer Wunschliste. Aber damals waren unsere Urlaubswochen zu kurz, um so weit nach Norden zu kommen – und auf unserer ersten großen Wohnmobilreise hätten wir Mitte Mai, nach einem extremen El Nino Winter, noch Schneeketten gebraucht, um dort hinaufzukommen.
Am Crater Lake, Oregon, USA
Wenn wir unsere Reisen vor unserem geistige Auge Revue passieren lassen, so gibt es einige Orte, bei deren erstem Anblick es uns schier die Sprache verschlug, oder man einfach nur noch »Wahnsinn!« sagen konnte. An erster Stelle steht dort auf jeden Fall der Grand Canyon, die Victoria Fälle in Zimbabwe gehören unbedingt dazu - und beim ersten Blick von der Rim Road nach unten auf den tintenblauen See nehmen wir auch den Crater Lake in diese persönliche Sprachlosigkeits-Skala mit auf.  Dass dieser faszinierende Anblick das Ergebnis eines Infernos ist, kann und will man sich angesichts der beeindruckenden Landschaft gar nicht vorstellen. Vor rund 7700 Jahren brach der Vulkan Mount Mazama aus und schleuderte in einer gewaltigen Eruption rund 150 Kubikmeter Gestein und Lava in die Luft. Als unmittelbare Folge des Ausbruchs brach der Dom des Vulkans ein und formte die Caldera, die sich kontinuierlich mit Regen- und Schmelzwasser füllte und so den Crater Lake bildete. Mit einer Tiefe von 350 bis 594 m ist er der zweittiefste See Nordamerikas. Die Wasserqualität des Sees, der weder Zu- noch Ablauf hat, ist angeblich die beste Nordamerikas. Die Sichttiefe beträgt mehr als 40 Meter. Es muss herrlich sein, in diesem See zu schwimmen! Normalerweise bin ich beim Anblick eines solchen Gewässers kaum zu bremsen – aber es ist lausig kalt hier oben auf knapp 2000 m Höhe!
Wenn wir unsere Reisen vor unserem geistige Auge Revue passieren lassen, so gibt es einige Orte, bei deren erstem Anblick es uns schier die Sprache verschlug, oder man einfach nur noch »Wahnsinn!« sagen konnte. An erster Stelle steht dort auf jeden Fall der Grand Canyon, die Victoria Fälle in Zimbabwe gehören unbedingt dazu - und beim ersten Blick von der Rim Road nach unten auf den tintenblauen See nehmen wir auch den Crater Lake in diese persönliche Sprachlosigkeits-Skala mit auf.  Dass dieser faszinierende Anblick das Ergebnis eines Infernos ist, kann und will man sich angesichts der beeindruckenden Landschaft gar nicht vorstellen. Vor rund 7700 Jahren brach der Vulkan Mount Mazama aus und schleuderte in einer gewaltigen Eruption rund 150 Kubikkilometer Gestein und Lava in die Luft. Als unmittelbare Folge des Ausbruchs brach der Dom des Vulkans ein und formte die Caldera, die sich kontinuierlich mit Regen- und Schmelzwasser füllte und so den Crater Lake bildete. Mit einer Tiefe von 350 bis 594 m ist er der zweittiefste See Nordamerikas. Die Wasserqualität des Sees, der weder Zu- noch Ablauf hat, ist angeblich die beste Nordamerikas. Die Sichttiefe beträgt mehr als 40 Meter. Es muss herrlich sein, in diesem See zu schwimmen! Normalerweise bin ich beim Anblick eines solchen Gewässers kaum zu bremsen – aber es ist lausig kalt hier oben auf knapp 2000 m Höhe!  
Unser dritter Blick gilt jedoch dem Wetter. Auch wenn heute die Sonne von einem strahlend blauem Himmel scheint – morgen soll es schlechter werden. In den Hochlagen der Cascades ist Schneefall angesagt. Also machen wir es wie die Schnelltouristen, düsen auf der engen kurvenreichen Rim Road, die ohne Leitplanken und ohne Bankett direkt am Abgrund entlang führt, um den See und fotografieren, was das Zeug hält.  Es ist nicht mehr viel los im Park, die kurze Saison neigt sich dem Ende zu. Wir könnten hier oben locker an einem geschützten Platz abseits des Campingplatzes übernachten – aber es ist uns einfach zu kalt. 
Es sind wohl doch eher die Streifenhörnchen!
Wir fahren hinunter bis kurz vor den Eingang und verbringen die Nacht ungestört auf einem abgelegenen Picknickplatz. (Das funktioniert vermutlich nur außerhalb der Saison!)
Sollten wir nicht doch einen weiteren Tag am Crater Lake verbringen? Die Entscheidung fällt uns nicht schwer – am nächsten Morgen ist es eisig kalt, grau und trübe – höchste Zeit, die Grobrichtung Süd konsequenter einzuhalten. In der nächsten Nacht fällt in den Hochlagen der Cascades Schnee. 

Leseprobe aus dem Kapitel: Durchs Land der Pueblo Indianer

»Land der Verzauberung« nennt sich New Mexico, der Staat mit den vielen Tafelbergen. Wir biegen von der I40, die an Gallup vorbei nach Albuquerque führt, ab, und nehmen die Straße zum Acoma Pueblo unter die Räder. Die tief stehende Sonne taucht die skurrile Felslandschaft in ein warmes Licht, lässt die knolligen Felstürme wie verzaubert rotgold glühen.
Die Straße zum Acoma Pueblo, New Mexico, USA
Ob es dieser Anblick war, der zur Legende von den sieben goldenen Städten von Cibola führte? Bereits 1539 faselte ein gewisser Marcos de Nica, der auf einer Expedition von den Acoma zwar gehört, ihnen aber nie begegnete, von einer Stadt voll Gold und Silber. Kein Wunder, dass dies die unersättliche Goldgier der Spanier weckte. Den Pueblo zu erobern war allerdings nicht ganz so einfach. Gelegen auf einer Mesa, die gut 120 Meter aus der Steppe ragt, war er relativ einfach zu verteidigen. Man konnte das Dorf nur über eine Treppe betreten. An der Felskante lagen stets Steine in verschiedenen Größen bereit, die auf Angreifer herabgerollt werden konnten, ohne dass sich die Verteidiger zeigen mussten.  
Nach mehreren Scharmützeln wurde der Acoma Pueblo im Januar 1599 nach einem dreitägigen Kampf von den Spaniern erobert. 800 von schätzungsweise 6000 Acomas verloren dabei ihr Leben. Aus Rache, weil bei vorangegangenen Kämpfen auch einige Spanier getötet worden waren, wurde allen männlichen Acomas über 25 Jahren ein Fuß abgehackt. Außerdem mussten sie 20 Jahre lang bei den Spaniern Dienst leisten. Auch alle männlichen Einwohner zwischen 12 und 25 Jahren wurden zum Dienst gezwungen, ebenso die Mädchen und Frauen die älter als 12 Jahre waren.  
Die Mönche und Missionare, die den Konquistadoren stets im Schlepptau folgten, bekehrten natürlich auch die Acoma, errichteten auf einer Kiva eine Kirche und verboten die Ausübung ihrer heidnischen Rituale. 1680 beteiligten sich die Acoma am großen Pueblo Aufstand.
Heute nennt sich der Acoma Pueblo stolz »Sky City«, und genau wie die Hopis in Old Oraibi behaupten die Acoma, dass er seit Mitte des 12. Jahrhunderts dauerhaft besiedelt und damit die älteste Ansiedlung Nordamerikas wäre. Ganz unbestritten liegt Sky City dramatisch auf einer Mesa, eingerahmt von bizarren, farbigen Felsformationen. Diese fotogene Lage verhalf den Acoma zu einer glatten, bequemen Teerstraße zum Pueblo hinauf, die von einer Filmgesellschaft bezahlt wurde. Bereits zu Stummfilmtagen wurde hier gedreht, und natürlich benützte auch der legendäre John Ford, die Gegend als Naturkulisse. 
Der Acoma Pueblo, New Mexico, USA
Wer heute den Acoma besichtigen will, muss nicht über Treppen hinaufsteigen. Er wird bequem mit einem Tourbus hinaufgekarrt, denn der Pueblo darf nur mit einem Führer besichtigt werden. Vorher muss allerdings kräftig Eintritt berappt und außerdem für ein Foto-Permit gelöhnt werden. Man kann es ihnen nicht verdenken - die Acoma haben vom weißen Mann gelernt. Lebten sie vor noch nicht allzu langer Zeit am Existenzminimum, spielen heute Ackerbau auf kargem, trockenem Boden und der Verkauf von Schmuck und Töpfereien nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Tourismus, und vor allem das Kasino, das der Stamm unweit der Interstate betreibt, sind wesentlich einträglicher. Der alte Pueblo mit seinen mehrstöckigen Lehmziegelhäusern, zu deren oberen Stockwerken weiße Leitern hinaufführen, ist jedoch ungemein sehenswert und bestens in Schuss gehalten - auch wenn er nur noch von wenigen Acoma bewohnt wird. Auf dem Tafelberg gibt es kein fließendes Wasser, keine Brunnen, sondern nur Zisternen. Statt einer Kanalisation stehen bunte Dixie-Klohäuschen vor der Kirche, Strom liefern ein paar Generatoren. Die Jungen sind längst nach unten in bequemere Häuser gezogen. Unser aufwändig mit Türkisen geschmückter Führer erzählt mit viel Pathos die Geschichte des Pueblos - berichtet von den Gräueln und Zwangsbekehrungen, und die weißen amerikanischen Touristen müssen nicht mal ein schlechtes Gewissen haben. Sie haben zwar so manchen Stamm fast ausgerottet, aber das mit den Zwangsbekehrungen waren die Spanier. Die meisten Touristen sind ohnehin Deutsche. Wir Deutschen haben ja bekanntermaßen auch so allerhand auf dem Kerbholz - aber hier sind wir unschuldig und dürfen uns ehrlich entrüsten. Ja, und weil es schon reichlich spät ist, übernachten wir praktischerweise gleich unten am Kasino.  

Baja California - Auszüge aus dem Kapitel: Playa El Tecolote

Am Playa El Tecolote
... Neben den Touristenhunden gibt es am Playa Tecolote natürlich auch die Strandhunde, kleine Schnorrer, die sich mit Charme und einem unwiderstehlichen Hundeblick in die Herzen der sonnenhungrigen Gringos einschleichen. Auf einem Spaziergang beobachtet Peter, wie eine Kanadierin einem dieser Schnorrer einen Napf voll Trockenfutter hinstellt. Aber anstatt sich hungrig auf die Leckerei zu stürzen, düst der Hund ab und kommt kurz darauf mit seinem Kumpel wieder, um sich mit ihm gemeinsam über das Futter herzumachen. Kurz darauf ziehen die Kanadier weiter, überlassen uns das restliche Futter und die beiden Kostgänger. 
Es bleibt nicht bei drei Hunden vor unserem Wohnmobil. Ein paar Tage später kreuzen Rita und Georg samt ihrer Australian-Kelpie-Hündin Mädi auf. Wir hatten Rita und Georg ein paar Jahre zuvor in Spanien kennengelernt, haben einige Zeit zusammen am Lone Rock und am Senator-Wash-Lake verbracht und nun bilden wir zusammen mit deren Bocklet-MAN und unserem Italiener eine Wagenburg. Ria tauft die Streuner umgehend Bubi und Bärli. Gemeinsam erstehen wir im Supermarkt für die Strandstreuner einen riesigen Sack preiswertes Hundefutter, woraufhin unsere verwöhnten Hätschelköter von Stund an ihr Luxusfutter verweigern. Zusammen mit Bubi und Bärli lassen sie sich lieber das mexikanische Billigfutter schmecken! Die Streuner übernehmen daraufhin die nächtliche Wache vor unserer Wagenburg. Als eines Nachts eine Diebesbande den Strand unsicher macht und Grills, Liegestühle und andere Campingutensilien klaut, bleiben wir verschont. ...

Am Blue Ridge Parkway in den Appalachen


Kurvenreich schlängelt sich die schmale Straße über endlose Höhenzüge, vorbei an Felsen und Wasserfällen, durch Wälder und Wildnis, durch eine Landschaft, die fast heimatlich anmutet. Aber wenn wir an den Aussichtspunkten halten und in die Weite sehen, dann wissen wir: »Nein, das sind nicht die Höhenzüge des Bayerischen Waldes, das ist nicht das Fichtelgebirge und auch nicht die Fränkische Schweiz! Bergzüge und Wälder soweit das Auge reicht – selten, dass man eine Ortschaft oder eine Straße sieht. Die Appalachen sind zum großen Teil noch immer Wildnis. 

»Schade, dass die wilden Rhododendren, die die schmale Straße säumen, noch nicht blühen. Das muss ja eine wahre Pracht sein!«

»Ja«, stimmt Peter zu, »aber dann wären wir auf dem Blue Ridge Parkway nicht alleine, sondern müssten wahrscheinlich Stoßstange an Stoßstange fahren!«

Auf 755 Kilometern verbindet der Blue Ridge Parkway den Great Smoky Mountain Nationalpark in North Carolina mit dem Shenandoah National Park in Virginia. Die kurvenreiche Touristenstraße, die selbstredend auch für den kommerziellen Verkehr gesperrt ist, folgt dem Höhenkamm der Appalachen. Mit zahlreichen Aussichtspunkten, Wasserfällen, Wanderwegen und Campingplätzen bietet diese Straße alles was Touristen lieben – und weil Anfang April ist, sind nur sehr wenige unterwegs, was uns besonders gut gefällt. 

In den tiefer gelegenen Tälern der Appalachen hat der Frühling zwar schon Einzug gehalten, aber hier oben ist die Vegetation noch grau und braun. Außerdem fahren wir nach Norden und damit dem Frühling buchstäblich davon. Mitunter vertreiben uns dichter Nebel und Eiseskälte gepaart mit Nieselregen vom Parkway nach unten in die Täler. Große Schilder warnen vor diesen Gefahren, denn hier oben gibt es keinen Streudienst und bei Nebel sieht man mitunter die Hand vor Augen nicht. Jetzt, Anfang April sind auch die Campingplätze noch geschlossen, was uns jedoch nicht stört, können wir hier oben doch ungeniert wild übernachten. Leider ist aber auch am Blue Ridge Music Center, das am Parkway gelegen ist, alles dicht; eine Schranke versperrt den Weg. Die Rangerin, die uns entgegenkommt, verrät uns jedoch, dass in Galax jeden Freitag um 20 Uhr eine Bluegrass Live-Radio-Show im Rex Theater, einem historischen Kino, stattfindet. Na dann, auf nach Galax, Virginia! 

Bluegrass, die Musik der Appalachen, stammt aus Kentucky und Tennessee, und sie beinhaltet nicht nur Melodien und Rhythmen, die auf die irischen und schottischen Einwanderer zurückgehen, sondern mitunter auch auf die melancholischen Spirituals der unfreiwilligen Einwanderer aus Afrika. Wir lieben diesen Sound und Rhythmus und sitzen pünktlich im Rex-Theater. Die Band mit dem Namen »County Line« kommt aus Chattanooga in Tennessee und spielt mit Schmiss und Schwung, dass es uns nur so in den Beinen zuckt. Später bringen sie eigene Kompositionen und moderne Interpretationen. Damit können wir weniger anfangen – kein Wunder – wir sind ja schon längst keine Teenager mehr. 


Dies sind natürlich nur Auszüge aus dem Fernwehschmöker. Das »Was und Wie und Warum« finden Sie im ausführlichen Infoteil von »On the Road - Ein Jahr mit Wohnmobil und Hund durch Nordamerika«
Nach der Lektüre des Reisebuchs heißt Ihr nächstes Ziel womöglich: 

Baja California, Kanada und die USA im Wohnmobil


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