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Navi-Story

  • von Hildegard Grünthaler
  • 29 Nov., 2018

Wozu Navis, die den Weg nicht finden, manchmal gut sind ...

Wilder Campingplatz an einer heißen Quelle
Wilder Campingplatz an einer heißen Quelle
Navi-Story
Unseres haben wir Susi getauft. Mitunter führen wir mit Susi auch tiefschürfende Gespräche wie etwa: »Mensch Susi, wo jagst du uns schon wieder lang, das kann doch nicht stimmen!«, oder »Susi, sei still, ich kenn mich hier besser aus, ich fahr geradeaus!« In Anbetracht der Tatsache, dass uns dieses Wunderwerk der Elektronik schon munter falsch in Einbahnstraßen, über unbefestigte Trampelpfade oder sonst wie hirnrissig durch die Lande jagen wollte, sind wir auch nie ohne Landkarte unterwegs. Aber immerhin - unsere Susi hat uns auch schon an Orte geführt, die wir nie gesucht hatten und so natürlich auch nie gefunden hätten.
Wenn man in Griechenland unterwegs ist, nützt mitunter auch die Karte nicht viel, weil die griechische Beschilderung mit der Schönheit des Landes und seinen vielfältigen Sehenswürdigkeiten leider nicht mithalten kann. In lesbarer Schrift sind Abfahrten leider immer erst in allerletzter Sekunde angeschrieben. Und unsere Susi – bevorzugt nun mal Eselspfade und enge Gässchen und kennt sich oft noch weniger aus als wir.
Wir sind auf dem Weg nach Delphi. Susis überaus präzises Kommando lautet im Sekundentakt: „Biegen Sie rechts ab, biegen Sie links ab, fahren Sie gerade aus, bitte wenden …“ Das lesbare Schild „Delphi“ sehe ich erst, als wir an der Abfahrt vorbeigefahren sind.
Nehmen wir halt die nächste Ausfahrt, halten an einem weitläufigen Gelände. »Ein schöner Platz«, meint Peter. »Hier könnten wir eigentlich stehenbleiben.« Ja, wir sind nun mal begeisterte Wildcamper. Ich schnappe mir unseren Hund und erkunde das Gelände. Dampfschwaden steigen von Weitem auf und beim Näherkommen entdecke ich, dass dies hier ein wilder Campingplatz an einer heißen Quelle ist.
Die schwefel- und radonhaltige Quelle
Die schwefel- und radonhaltige Quelle
Erst nach und nach, als wir uns in der näheren Umgebung umgesehen haben, wird uns bewusst, an welch geschichtsträchtigen Ort es uns verschlagen hat. Daran konnte die viel geschmähte Susi uns Banausen unmöglich vorbeifahren lassen.
Wir sind an den Thermopylen, einer Engstelle zwischen dem Meer und dem Kallidromosgebirge. Heute durch Versandung zwar mehrere Kilometer breit, maß diese Engstelle in der Antike nur gut 15 Meter und war von strategischer Bedeutung. Im Jahr 480 vor unserer Zeitrechnung standen sich hier die Perser unter Xerxes I. und die zahlenmäßig weit unterlegenen Spartaner unter König Leonidas gegenüber. Zahlen und der genaue Hergang der Schlacht sind umstritten. Es gibt Historiker, die behaupten, Leonidas, der in dieser Schlacht fiel, hätte hier selbstlos die Kultur des Abendlandes gerettet, weil er die Perser so lange aufhielt, bis sich die Athener formieren konnten. (Aha, die Kultur des Abendlandes musste also damals schon gerettet werden ...)
Die Griechen haben Leonidas mit einem gigantischen Denkmal gewürdigt, die Schlachtgräben und Hügel sind mit erklärenden Tafeln versehen. Das reizvolle, parkartige Gelände lässt vergessen, dass es hier einst blutig zuging.
Wie es der Name Thermopylen schon andeutet, gibt es hier auch eine heiße Quelle, die über einen künstlichen Wasserfall geleitet wird. Das Badehaus wurde zwar längst geschlossen, aber eine Wasserleitung und ein Entsorgungsschacht bieten alles, was das Herz des autark eingerichteten Wohnmobil-Wildcampers begehrt. Wer dann noch, wie wir, mit Hund unterwegs ist, freut sich auch über die vielen Wege zum Wandern und Spazierengehen.
Nach einigen Tagen relaxen im heißen, schwefel- und radonhaltigen Wasser, haben wir schließlich auch ohne Susis Hilfe den Weg nach Delphi gefunden.
Viele weitere Griechenlandfotos unter
https://www.wohnmobil-weltreise.de
Fürs Wasser ist gesorgt
Fürs Wasser ist gesorgt
Die Quellen liegen östlich der Hauptstraße von Lamia nach Athen unmittelbar hinter einer Tankstelle und Raststätte. Sie sind frei zugänglich. Neben einem künstlich errichteten Wasserfall ergießt sich das warme Wasser in ein Flussbett, das unmittelbar neben diesem Wasserfall zum Baden aufgestaut wurde. Die eigentliche Quelle liegt ein Stück weiter hinten im Wald und hat mindestens 42 °
Die Koordinaten sind nur ungefähr, weil unser Navi nicht mit Koordinaten funktioniert.
Heißer Wasserfall:
38°47’36.05"N
22°31’42.05"E

Einfahrt an der Tankstelle:
38°47’45.76"N
22°31’41.88"E
Fürs Wasser ist gesorgt
Wanderweg für Zwei- und Vierbeiner
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